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to the land of plenty

Abenteuerland GUATEMALA

6. - 18. Februar 2017, gefahrene Kilometer: ca. 1.300

Einreise: 45 Quetzales Desinfektion, 160 Q Fahrzeugeinfuhr einschließlich Plakette, 50 Q Brückenmaut, 5 Q für Grenzhelfer, 20 Q will er haben, Aufenthaltsgenehmigungen für 90 Tage in den vier CA-Ländern Guatemala, El Salvator, Honduras und Nicaragua kostenfrei

Der Quetzal ist die guatemaltekische Währung (100 Quetzales = 12 Euro.), aber auch ein wunderschöner Pfauenfedervogel, der wegen seines Federkleids begehrter Rohstoff für rituellen Schmuck und daher vom Aussterben bedroht ist.

Straßenverhältnisse
Die Topes heißen hier Túmulos; an ihrer Zahl ändert sich wenig. Guatemala ist ein wirkliches Abenteuerland für unseren Laster, denn die sogenannten Hauptstraßen durchs Bergland werden schnell und unvermittelt zu Pisten mit widrigen Bedingungen: Die 30 km von Fray Bartolomé bis nach Campur, die 12 km von dort nach Lanquin und die 15 km bis zum Dead End Semúc Champey, die 57 km von A nach B also, kosten uns 6 materialschädigende Stunden. Kurz hinter San Cristóbal Verapaz wieder 27 km „unpaved road“. Die 145 km von Uspantán bis Panajachel schaffen wir in 7 Stunden, heißt im 20er Schnitt bei steilsten Haarnadelkurven über Pässe auf 2600 und wieder hinab in Täler auf 1000 Metern, dies mit Lastwagen- und Überlandbusverkehr sowie, da verstreut besiedelt, mit unzähligen Túmulos. Individualverkehr ist Privileg weniger Betuchter, weder Orts- noch Verkehrsschilder gibt es, eine Versicherung braucht´s auch nicht. Diesel kostet 17.49 Q die Gallone, also ca. 55 Eurocent der Liter. Autohotels sind zweistöckige Drive-Ins mit Garagen im Untergeschoss, die durch Tür und Treppe mit den Zimmern darüber verbunden sind.

An-Sichten
Guatemala hat eine ähnlich negative Presse wie Mexiko. Wir erleben das Land so:

  • Kurzhauber in Dienst und Funktion: blaue, gelbe, grüne, rote, weiße,
  • rosarote Akazien- und Mandelbäume: der Frühling hält Einzug,
  • im Bergland: nur Tiendas, also Tante-Emma-Läden,
  • in städtischen Gebieten: Maxi Despensa-Supermärkte,
  • am Straßenrand: Käse, Räucherschinken und frische Chorizos, Aprikosen-, Sapuyul- und Pfirsichpyramiden, Kokos-, Trauben- und Zuckerrohrsaft sowie Erdnuss-, Macadam - und Cashewkernebeutel für ein paar Quetzales,
  • die Landwirtschaft: selbst im Flachland komplett manuell,
  • die Guatemalteken: von Maya-Statur, also kleine Menschen, geschätzte 1.50 m groß,
  • die Indigenas: wie auch in Chiapas Fotoverweigerer, die nur mit ausdrücklicher Zustimmung Ausnahmen machen,
  • Pfeifen und Brauen-Hochziehen: guatemaltekische Ausdrucksformen von Anerkennung und Respekt, vor allem aber schöne Grußvariante; Thumbs-up, Winken und Lächeln sind als amerikanische bzw. europäische Importe out,
  • WWW-Anbindung: mit der Movistar pre-paid SIM-Karte für 40 Q, 30 Tage und mit 3 GB, allerdings ohne Hondurasabdeckung.

Im Einzelnen:
Tikal und Flores
Truthähne überall im Urwald des Nationalparks. Die Tiere mit ihrem bunten satt glänzenden Federkleid haben einen blauen Kopf mit gelben Erbsenblasen und einer rotorangenen „Cocktailtomate“ an einer ebenso blauen Hautschnur am Hals (Bild), anders als die Truthähne in Semúc (Bild). Besonders an Tikal ist die Verschlungenheit von Zivilisation und Urwald, die vom Templo VI aus augenscheinlich ist, denn nur die Pyramidenspitzen ragen aus dem Baumkronendach hervor. Durch die Anlage spazierend, hört man Brüllaffen und Baumfrösche, sieht Klammeraffen und Papageien und riecht die modrig-feuchte Urwalderde. Man gelangt dann zum unserer Meinung dschungeligsten und beeindruckendsten Templo V. Herz der Anlage ist die Gran Plaza mit dem Templo I als Wahrzeichen, den man von unten, vom Grand-Jaguar-Tempel aus und der Nordakropolis als Fingerzeig beschauen kann. Viele der Bauwerke wie der Mundo Perdido sind uns nicht neu.

Auf dem Campground Chal Tunha hoch über dem Lago Petén Itzá, von wo aus man zu Fuß und mit dem Boot zum Frühstück nach Flores mit seinen gepflegten Fassaden (#1, #2) gelangt, hole ich mir abends an der zweiten kleinen Zehe einen Froschbiss, der mich 48 Stunden befasst dergestalt, dass ich Fieber, heftige Schmerzen an der Bissstelle und Lähmungskribbeln bis in den Oberschenkel habe. Das schon oft eingesetzte Teebaumöl brennt aber innerhalb von 6 Tagen Entzündung und Haut weg. Den Bösewicht hatte ich vor dem Biss gesehen, wusste aber nichts von ihm.

Erst später erfahre ich das: Es muss sich um ein Exemplar der 170 Pfeilgiftfroscharten gehandelt haben, von denen die meisten harmlos, einige krankmachend und 3 für den Menschen lebensgefährlich sind. Man nennt diese Frösche so, weil die Regenwaldindianer in Kolumbien ihre Pfeile mit dem Gift präparieren, das die Frösche bei Berührung absondern. In den Sanitäranlagen der Finca Las Glorias in Honduras begegne ich einem zweiten Artgenossen des schönen grünblauen Tieres und erinnere mich, in Südamerika am Amazonas in Puerto Maldonado schon einmal einen solchen Kerl auf einer Kloschüssel getroffen zu haben und vor ihm gewarnt worden zu sein wie auch in Nicaragua auf der Finca Lindos Ojos. Ich jedenfalls gehe nicht mehr in Flipflops und strumpflos durchs Gras.

Poptún, Finca Ixobel
Das Gut hat auf dem Gelände einen verwunschenen Naturpool, der von der hauseigenen Quelle gespeist wird, von dichtem Bambus umgeben ist und in dem man baden kann. Schön, auch wenn sich das Schilf dem Schwimmer um die Beine schlingt. Im Gutsrestaurant gibt es hausgemachte Backwaren; der Merenguekuchen ist die Wucht.

Lanquín bzw. Semúc Champey
Der mächtige Río Cahabón hat dieses Paradies im Urwald geschaffen, in das wir im wahrsten Wortsinn hineinschlittern, denn es regnet eineinhalb Tage durch, was die 15 Kilometer von Lanquin bis Semúc zur Rutschbahn machen. Der rote Urwaldlehm setzt die Räder so zu, dass auch das Allrad punktuell nicht mehr greift. Natürlich hätte man bei der vorherrschenden Wetterlage auch vom El Recreo, wo wir über Nacht stehen, mit einem Tuk-Tuk für 40 Q p.P. nach Semúc fahren können. Wer aber will sich schon einschränken lassen, wenn man sein eigenes Fahrzeug dabei hat. Tom jedenfalls nicht. Und so fahren wir hinab an den Fluss und erwarten, dass es 3 Tage bis zum Vollmond weiterregnet und wir schlimmstenfalls 4 Tage ausharren müssen. Aber kaum haben wir den Laster im Las Marias abgestellt, klart der Himmel auf: Andiamos! Das Naturschutzgebiet wartet. 50 Q p. P., und wir sind drin, nicht, bevor wir jungen Leuten beim Tubing mit Bierflasche den Fluss hinab zugeschaut haben, und schon gar nicht, bevor wir der 12-jährigen Senorita untertassengroße Rohschokoladentaler mit Kardamon-, Ingwer- und Zimtgechmack abgekauft haben, denn es wächst Kakao hier. Kaloriengestärkt machen wir uns auf den glitschigen Felsweg hinauf zum Mirador, von wo aus man die Sinterterrassen, die der Fluss mit seinen Wassern gefüllt hat, aus der Vogelperspektive betrachten kann. Der Rundweg führt dann hinab zu den Pozas, den Wasserbecken. Das Abendlicht ist grandios, verstärkt die mineralischen Farben der Poolränder und des blaugrünen Flusswassers, das schließlich wie flüssiges Gold dahinfließt, der Urwald dampft vor Nässe, eine Guatemaltekin aus gutem Hause posiert vor der Bilderbuchkulisse, wir springen in den Naturpool und erfrischen unsere schweißgebadeten Körper nach dem anstrengenden Weg hinauf und hinab. Himmlisch. Welch weiches klares Wasser, so klar und durchsichtig, dass man bis auf den Grund sieht. Wir bleiben an dem außergewöhnlichen Naturdenkmal, bis sich die Pforten schließen. Pitschnass von Kopf bis Fuss, aber hochmotiviert kehren wir mit schweren Lehmschuhen in den Laster zurück und machen dort nur Dreck. Am anderen Morgen wieder Sonnenschein, der die Lehmfurchen in 3 Stunden zu einer so angenehmen Piste bäckt, dass wir uns wirklich nicht schämen müssen ob der Eleganz und Kraft, mit denen der Laster die Strecke bewältigt. Wir nehmen sogar noch zwei europäische Volontäre mit hinauf nach Lanquin, die sich, rechts und links auf den Trittbrettern des Führerhauses balancierend, den mühsam-steilen Weg zu Fuß ersparen.

Lago de Atitlán und Sololá
Der vulkangesäumte See ist touristischer Anziehungspunkt, wobei Panajachel, „Pana" genannt, uns nicht abholt, weil das Dorf ein einziger Verkaufsstand und Ausgangspunkt für Flüge nach Tikal, Bustouren nach Chichicastenango und Bootstouren über den See ist. Wir stehen direkt an dessen Ufer und sehen sein wechselndes Gesicht (#1, #2). Anderntags fahren wir mit einem sogenannten Chickenbus die 8 km hinauf nach Sololá, dem ursprünglichsten aller Maya-Märkte, denn nicht ein einziges touristisches Interesse wird hier bedient. Auf dem Markt gehen natürlich nur Overall- und autorisierte Fotos: des den Verkehr regelnden Polizisten, der aufgeschlossenen Maya-Mutter mit Kind, der Schürzenträgerin, der drei Freundinnen, der Kundinnen des Blechtopfstandes, der Männertracht und der geschmückten dicken Zöpfe von hinten (#1, #2), schließlich der schönen grau melierten Indiofrau. An einem Maya-Stand essen wir für 40 Q, also 1.60 € eine Hühnersuppe mit Gemüse und einen gekochten Hühneroberschenkel mit Reis. Die Maya-Köchin freut sich, dass es uns schmeckt und die Teller schließlich blitzblank zurückgehen.

Antigua und Pastores
Wir stehen 2 Tage kostenlos mitten in der Stadt bei der DISETUR, der Touristenpolizei, versichern hoch und heilig, unseren Müll wieder mitzunehmen, das Chemieklo auch, auf dem Gelände keinen Alkohol zu konsumieren (selbstverständlich! selbstredend!) - - - und natürlich trinkt man seinen Wein, entleert seinen Abwassertank, entsorgt seinen Müll und macht als Dankeschön eine Spende. Obwohl man darauf hingewiesen wird, dass man maximal 5 Tage bleiben darf, „wohnen“ manche Overlander weit über die 5 Tage hier, was die ungeforderte Spende noch einmal erhöht.
Antigua, die frühere Hauptstadt der von den Spaniern eroberten Gebiete von Chiapas bis Costa Rica und neben Ciudad México und Lima über mehr als 200 Jahre glänzende Metropole der Neuen Welt, wurde am Ende des 18. Jahrhunderts von mehreren Erdbeben in Schutt und Asche gelegt, was natürlich auch ihren Charme ausmacht (Bild), denn wer kann sich schon dem Flair der Stadt mit ihren bunten Häusern, prächtigen Kolonialbauten, am Tag und abends (#1, #2) gleichermaßen schön, reich dekorierten Kirchenfassaden, Kopfsteinpflasterstraßen und unaufdringlichen Indigenas (#1, #2) entziehen. Zudem ist die Stadt weltmännisch, was ihre Restauration angeht. Wir finden einen Schweizer, der Rindercarpaccio und Käse-Fondue serviert, und schmelzen mit dem Fondue dahin. Den globalen Touch erhält Antigua auch durch die vielen Sprachschulen, die für 90 US$ 5-tägige Spanischkurse à vier Stunden im Einzelunterricht anbieten. Die Lage der Stadt zwischen drei knapp 4.000 m hohen Vulkanen sieht man am besten vom Cerro de la Cruz aus; hören kann man die Eruptionen in der Nacht, 6 an der Zahl in unserer zweiten. Im benachbarten Pastores, 6 km entfernt, bekommt man für die Hälfte des Preises, ca. 40 € richtig schöne Stiefel. Wir erwerben für jeden von uns ein Paar. Schon wieder.

Ausreisegrenze El Florido: Pass und Einfuhrerlaubnis werden ausgestempelt, Einfuhrplakette an der Windschutzscheibe wird entfernt, eine Kopie des Einfuhrformulars behält man. Die Prozedur ist kostenfrei. Es gibt korrekte Geldwechsler, dennoch sollte man den Kurs Quetzal - Lempira kennen, um keinem Schwindel aufzusitzen.

Erstellt am Dienstag, 28. Februar 2017
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