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to the land of plenty

ABSPANN

Oje, Darwinismus auch hier oben:
Unsere Dattelpalme hat also den Kampf gegen den asiatischen David verloren.
Die skelettierte Trophäe des gemeinen Palmrüsslers und die Begegnung mit dem Täter selbst,
dessen Weibchen seine Eier in einer Wedelspalte ablegt,
die sich zu gelblichen Proteinbomben entwickeln,
sich ins Mark des Baumes bis zur Triebspitze fressen,
sich dort verpuppen und die Lebenskraft des Wirtes aufzehren,
erzählen die traurige Geschichte eines 30 Jahre lang gehegten und gepflegten Kleinods,
das einmal Zierde, Schattenspender, Blickfang und unser ganzer Stolz war.
Als der Mann den Stammkoloss mit täglichen Axthieben in die tote Materie keilt,
dies wochenlang und mit Entschlossenheit, denn er will ihn aus den Augen,
entdecken wir die Faserkokons, kunstvolle Fundstücke der Geschäftigkeit des Zerstörers,
der im Puppenstadium in Asien Delikatesse ist,
die er hier nicht sein kann, weil er vertrocknet ist.
Weltweit nicht die einzige ihrer Art, hat unsere Palme Abertausende von Schicksalsschwestern,
die seit 2006 gleichermaßen Opfer des erfolgreichen Reproduzenten geworden sind,
der sogar kapitalistische Geschicke bestimmt.
Öl und Datteln, in den Händen eines Käfers? Kafkaesk.

Eineinhalb Jahre ohne züchtigende Hand,
haben Flora und Fauna ihr Terrain zurückerobert:
Malvenbäume mit blaulila Blüten stellen sich stolz und bockig in den Weg,
grellgelb leuchtet der Bergginster, der jeden blutig sticht, der sich an ihm vergreift,
Wein und Olive blühen sich zu Tode und lassen die Schleimhäute anschwellen,
Klatschmohn und Granatapfel wetteifern, wer der schönste ist im Land,
ein Kirschenmeer lockt Schmetterling und Rotfink zum All-you-can-eat-Buffet.
Eine Wanderrattenfamilie hat die Regenrinne bezogen und artgerecht umgebaut,
eine andere den Durchlauferhitzer, der einmal warmes Duschwasser erzeugte,
Blech, Kabel, Regenwasser? Geschenkt. Terra Nullius ist Land, das keinem gehört.
Also Kabel wegnagen, Blech aufdrücken, Kammer mit Plastik- und Feudelfetzen stopfen,
und fertig ist das kuschelige Nestchen für den Wurf von 5 spitznasigen Winzlingen.
Dann die Krone der Schöpfung, die dem Treiben ein Ende setzt,
die Brut ersäuft, die Erzeugerin totschlägt,
die Verwandtschaft aus dem Tempel jagt,
die Fäkalien, spitznasig wie die Verursacher, entfernt.
Die letzten Spuren der frechen Invasion brennt der blütenweiße Kalk hinweg.
Darauf wieder Frieden im Haus am Berg:
Die Hängematte, schwingend im Frühsommerwind,
die türkisblauen Wasser des Livikon, durchsichtig bis auf den Grund,
Tsigariasto und Kräuter-Kalitsunia mit kaltem Fix-Hellas-Bier im dionysischen Gaumen-Hotspot (Bild),
abends die Sterne am rabenschwarzen Himmel, einzige Zeugen des Elysiums.

Und - die Maulbeeren beginnen zu reifen, sind gleichermaßen einzigartig, ob frisch, vergoren oder gebrannt.
στην υγειά!
Und -
die Aloe Vera, vor 20 Jahren aus Spanien nach hier verpflanzt, ist Jungbrunnen,
spendet doch das durchsichtige zähflüssig-schleimige Gel in den lanzettartigen Blättern
der alternden Haut Feuchtigkeit und Elastizität.
Und -
unser Hausherr führt seine älteste Tochter zum Traualtar,
deren eineinhalbjährige Tochter am gleichen Tag vom Pfaffen zum Untertauchen im Taufbecken genötigt wird.
Sensation? Tradition? Revolution?
Ne, lediglich zelebrierter Fassadenputz an altem Gemäuer.
So lebe die Fortpflanzung,
wichtigster Garant für Zukunft und Fortschritt,
aber auch Bewahrer von Bestehendem,
wenn kapitalistische Akkumulation nicht gelingt,
noch einmal mehr hier auf der Insel, weit weg von Europa und unweit von Afrika.

entstanden am 15. Juni 2017, dem Tag, an dem im europäischen Ausland die Roaminggebühren weggefallen sind

Nachtrag

TWO IN ONE

Megaevent Hochzeit und Taufe
Ein Blutbach von 50 Schafen ergießt sich vom Schlachtplatz ins Feld,
50 Geschlechtsgenossinnen der Braut
stellen einen lieben langen Tag Tausende von Xerotigana her,
vor dem Panajia-Kirchlein
werden nach Vollzug der beiden religiösen Zeremonien die Gewehre gezückt
wie vor einem Vierteljahrhundert, als der Brautvater vor den Traualtar trat,
bam, bam, bambambam, bambam, bam, bambambambambam.
Mehr als 1000 zahlende Gäste erscheinen zum Hochzeitsmahl,
geschätzte 50.000 € kommen ein, circa 30.000 sind eingesetzt worden,
400 Liter hauseigener Wein rinnen die Kehlen hinab,
die Braut mit High Heels, Hair-Extensions, falschen Wimpern und erotischem Spitzenkleid,
letzteres in Athen vor Ort erworben,
brilliert auf dem dörflichen Catwalk.
Einstmals Großbauer mit subventionierten 1000 Oliven
bringt das Doppelereignis den Brautvater fast an den Rand der Existenz.
Der Schwiegersohn, schwerreicher Tomatenbauer,
hat die reiche Mitgift an Naturalien wie Fleisch, Wein, Schnaps, Käse und Joghurt
gern zum Show-off der jungen Familie angenommen,
deren großes Haus inmitten der Gewächshäuser steht.
Gibt´s in den Abwassergräben keine Pestizide und Herbizide?
Wir jedenfalls finden, dass es hier nicht gut riecht.




Viel Glück und viel Segen
auf all euren Wegen,
Gesundheit und Wohlstand
sei auch mit dabei.

Erstellt am Samstag, 17. Juni 2017
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