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to the land of plenty

Die KANADISCHEN ROCKIES, Alberta - zwiegespalten

Von wegen Tupperware - die ist nicht mehr aktuell. Man reist in Camper-Bussen, ein Auto hinter sich her ziehend, Motorrad, Räder und Kajaks auf den unterschiedlichen „Oberdecks“ deponiert. Wir wirken fast niedlich neben den mächtigen Gefährten, sind weder lang, noch breit, noch mit den Annehmlichkeiten modernen Reisens ausgestattet. Wer will schon heute noch so ein Hardcore-Vehikel: „I like your truck.“ Aha. „Want to swap?“ „No, not really“. Der, der das sagt, sitzt natürlich in einem bequemen Pick-up Truck. Und: Auf dem Parkplatz vom Columbia Icefield Glacier Discovery Centre wachen wir um 6 auf, weil etwa 60 solcher Monster ihre Generatoren laufen lassen. Bis 7 unruhiger Schlaf. Dann hinauf zur Toilette ins Icefield Centre durch eine einzige Lärmmaschine und Abgaswolke von laufenden Generatoren. Unerträglich. Zudem: Landsmänner und -frauen, wohin wir auch schauen. Neudeutschland sollte die Gegend heißen. Von Calgary, Edmonton und Vancouver fallen Fremde und Einheimische in Busladungen und endlosen RV-Gespannen in die vier Nationalparks Banff, Jasper, Kootenay und Yoho ein. Deshalb muss, wer die französischen, schweizerischen oder österreichischen Alpen mit ihren Gletscherseen kennt, eigentlich nicht zu diesem Zeitpunkt ans andere Ende der Welt reisen, um das zu sehen, was er zu sehen bekommt. Die ersten schönen Tage nach 18 Tagen Regen und Schnee im Juli tun ein Weiteres zur Menschen- und Camperkonzentration in den Parks. Gott sei Dank sind wir während der Woche hier und nicht am Wochenende, denn da geht gar nichts mehr. Da sind selbst die Overflow-Parkplätze voll. Ehrlich gesagt, würden wir uns nach den 3 großen Ns: NUNAVUT, NEUFUNDLAND und NIAGARAS nur bedingt und nur außerhalb der Saison, was nicht geht, da die Parks wegen Wetterwidrigkeiten dann geschlossen sind, hierher verirren, wenn sie nicht auf dem Weg lägen. So machen wir das beste aus den 3 Tagen im UNESCO World Heritage Site (Eintrittskosten für uns beide: 37 CAD, entsprechend 26 €) und haben schließlich 4 einzigartige Erinnerungen an die Nationalparks: an die Elche im und am Bow River, der durch Banff Stadt, eine Art kanad. St. Moritz, fließt, an den Moraine Lake (#1, #2, #3), der viel schöner ist als der Lake Louise, sowie den Peyto Lake (#1, #2), den man vom Bow Summit aus in absolut einzigartiger Kulisse liegen sieht, beide Seen gleichermaßen faszinierend mit ihren grünen Wassern, und an den Glacier Skywalk nahe dem Athabasca-Gletscher. (#1, #2, #3)

Moosebullen (= Elchbullen) unterscheiden sich von den Wapitis oder Elks (= nordamerikanischen Rothirschen) in 4 Merkmalen: Die Geweihe der Elks sind eher filigran, die der Moose haben eine weit breitere Hornfläche. Elks haben eher ein Hirschprofil, Moose einen kräftig-groben Ackergaulkopf. Moose haben eine ausgeprägtere Schultermuskulatur als Elks und wiegen ungleich mehr als diese.

Die für unsere Augen so sensationell türkisblaue Farbe der genannten Seen entsteht durch Gletschersegmente, die alle Farben außer den zweien herausfiltern, die wechselnde Sättigung des Wassers wird verursacht durch Mineralien.

Das Icefield Centre auf dem Sunwapta Pass (2035 m) ist die Geburt des Brewster-Unternehmens, das exklusiv Menschen von dort in 15-minütigem Rhythmus mit Shuttle-Bussen zum Skywalk hinauf und zurück ans Centre bringt. Der Skywalk ist eine geniale Stahlkonstruktion, die den Besucher auf einem in der Luft hängenden halbkreisförmigen Spazierweg über dem Sunwapta-Tal mit Blick auf 4 Gletscher anscheinend ins Nichts führt. Verstärkt wird das Gefühl eines Himmelsspaziergangs durch den Glasboden, der doch so manchem mit Höhenangst Probleme bereitet, denn man schaut 280 Meter senkrecht hinab ins Tal. Himmel-Herrgott-Sakrament, ist das schön. Aber der Skywalk ist nicht nur Sensation, sondern auch Lehrpfad, auf dem man mittels Tafeln und Audio-Guide über die Eiszeit, Vegetationszonen sowie die Fauna und Flora in diesen unterrichtet wird. Schließlich ist der Skywalk Open-Air Museum, wo fossile Funde ausgestellt sind. Eine Präsentation über Grizzlys und Schwarzbären im „Theatre“ gibt Aufklärung darüber, wie man aufgrund von Tatzen- und Kotfladenspuren die Präsenz von Bären feststellen kann, wie mächtig die Bären sind und wie sich der Mensch ihnen gegenüber deshalb verhalten soll. Oberstes Prinzip: Stay away. Trifft man auf einen Schwarzbär, Angriffshaltung einnehmen, begegnet man einem übermächtigen Grizzly, ist die einzige Überlebenschance, sich auf den Boden mit Gesicht nach unten zu legen und sich tot zu stellen. Den sicheren Tod bedeutet es, wenn man zwischen den begehrten Futterplatz oder die schnuckeligen Kleinen gerät. In diesem Fall ist der Grizzly auch Menschenfresser.

Wir sind so begeistert von so viel Ästhetik, Design und vorbildlicher Belehrung vor Ort, dass wir zweieinhalb Stunden bleiben. Natürlich hat zum Gelingen des Abenteuers auch beigetragen, dass wir mit nur 6 weiteren Besuchern den ersten Shuttle Bus um 10 h, in der „quiet time“, wie die Ticketverkäuferin sagt, genommen haben.

Erstellt am Montag, 1. August 2016
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